Das Barbie-Spiel

                                         oder

                      Die Liebe des Puppenspielers

 

 

Wir sind im Ursprung geistige Wesen, die sich selbst erfahren wollen – oder besser, Gott, das All-Eine, will sich durch uns selbst kennenlernen.

Das geht nicht für eine rein geistige Energie – wenn es nur Liebe gibt, ist es schwer, sich als Liebender zu erfahren.

So kamen wir in diese 4-dimensionale, duale Welt um Erfahrungen zu machen.

Und hierfür haben wir uns - als individuelle geistige Wesen - aus der Fülle unseres Wesens viele verschiedene Aspekte oder Figuren geschaffen und lassen sie auf unserer Lebensbühne tanzen; und damit es richtig lebendig, bunt, kontrast- und erfahrungsreich wird, haben wir viele verschiedene Figuren geschaffen.

 

Das erinnert mich an das Bild meiner kleinen Tochter damals, wie sie, am liebsten an den Sonntagmorgen solange wir noch schliefen, im sonnigen Hof mit ihren Barbie-Puppen spielt und diese ganze Geschichten und Dramen erleben lässt, z.B. den Helden, die Heldin, den Retter, die Geliebte usw. und auch solche 'dunklen' Figuren wie den Trotzkopf, den Verweigerer, den Bösewicht usw.

 

So gestalten auch wir das Drama auf unserer Lebensbühne. Alle sind unsere Kinder, unsere Geschöpfe und sie alle werden gebraucht für die Erfahrung des 4-dimensionalen Lebens, alle haben sie eine wichtige Aufgabe, das Ganze würde nicht gehen ohne diese Vielfalt, ohne die Kontraste von Hell und Dunkel.

Manchmal vergessen wir nun, dass wir der Puppenspieler hinter der Bühne sind, der Regisseur, der das Ganze inszeniert und gestaltet. Wir verwechseln den Intendanten mit einer seiner Bühnenfiguren. Dann glauben wir vielleicht, wir wären der, der immer strahlt und übersehen den, der wütend oder verletzt ist.

Dann kommen uns andere Menschen zu Hilfe und übernehmen die scheinbar unbesetzte Rolle in unserem Lebensspiel. Sie treten uns gegenüber als der abwertende, kritisierende Chef, als die verletzte Beziehungspartnerin o.ä. – nur um uns zu erinnern an die "Barbie-Puppe", die wir in der Ecke haben liegen lassen, die aber auch zu unserer "Staffage" gehört.

Und immer wieder liegt in solchen dramatischen Szenen und Entwicklungen unseres Lebens ein wichtiger, elementarer Hinweis auf unsere Ganzheit. Dann gilt es, die Aufgabe dieser Figur, ihre Qualitäten, ihr Geschenk zu erkennen, zu erkennen, dass und wofür wir sie dringend brauchen, was ihr Geschenk ist. Walsch hat einmal die Metapher benutzt, wir haben die Uhr vorgestellt um pünktlich zu sein – und haben dann vergessen, dass wir die Uhr vorgestellt haben.

 

 

Das führt uns dann zu dem Eigentlichen, um das es geht: Das ist nicht wirklich ob und wie die einzelne Lebens-Szene gelingt, sondern dass der Puppenspieler seine ganze Herzensfreude IST beim Spielen-Lassen, dass er seine Lebensbühne überstrahlt mit seiner Liebe zu allen seinen Figuren, zum Spiel an sich. Er berührt damit auch seine "Zuschauer" (Mitmenschen), versetzt deren Herz ebenfalls in Schwingung, bringt es in Resonanz.

 

 

Ein Beispiel von mir von vor einigen Jahren: Ich habe – noch einmal – mit dem Versager in mir gearbeitet, der nicht erfolgreich sein will. Und ich war zunächst erschrocken, wie kraftvoll, entschlossen und mächtig der war. Im Verlauf der Arbeit kam ich immer mehr mit dieser Kraft in Kontakt, habe im Dialog verstanden was sein Anliegen war und begonnen, ihn tief zu lieben, zu schätzen und ihn herzlich willkommen zu heißen; damit wurde mir nach und nach seine Kraft als meine eigene Power bewusst und spürbar, ich kann ihn nun annehmen und mitnehmen auf meine Lebensreise.

 

 

Es geht also ganz elementar darum, dass wir die ganze Fülle unseres Wesens erkennen, alle Aspekte von uns nicht nur akzeptieren sondern innig lieben. Das ist der Zugang zum Wirklich Göttlichen, zum EINEN Bewusstsein.

Ein Bild dafür ist für mich ein großer Gong geworden, der vor mir in einem Meditationsraum hing: Ich sehe ihn vor mir, umgedreht, als große, weite Schale. Diese Schale nimmt alles auf, was wir sind, was wir erleben, was uns begegnet in unserem Leben, alles gehört dazu, alles darf da hinein. Wenn wir das in unserem Herzen tragen können, unser Herz weit genug geworden ist – dann sind wir auf der nächsten Bewusstseinsstufe angekommen.

 

Dieser zunächst individuelle Akt hat auch eine Bedeutung in der globalen Transformation, in der wir uns befinden: Der Zustand unserer Welt ist so wie er ist, weil wir Menschen unser Herz vergessen haben. Wenn wir dieses aktivieren und ihm folgen, können wir all die destruktiven "Ersatzbeschäftigungen" loslassen und auf das verzichten, was die Erde und unsere Seelen zerstört.

Das Wunderbare ist, wir müssen (und können) nicht die Welt da draußen verändern: Unsere einzige Aufgabe ist, unserem Herzen in unserem Leben den vollen Raum zu geben. Dies setzt einen Ton in die Welt, ruft eine Resonanz hervor im Herzen der Menschen um uns herum, gibt ihnen einen Impuls, ebenfalls ihrem eigenen Herzen zu folgen; die "Kettenreaktion der Herzen" ist in Gang gesetzt.

 

 

           Wolfgang Scheiffele                       im September 2011